I. Die Anfänge der Universität – Facultas theologiae
Innerkonfessionelle Konflikte im 16. Jahrhundert
Unter Kurfürst Ottheinrich (regierend 1556-1559) wurden die kirchlichen und universitären Stellen noch ohne Rücksicht auf die konfessionelle Richtung der Personen besetzt. In den späteren Jahren weiteten sich unter seinen Nachfolgern die Konflikte stetig aus. Sie führten schließlich zu einem mehrfachen Konfessionswechsel der Pfalz, der jeweils mit der rigorosen Vertreibung der früheren Amtsträger einherging. Es gab nur wenige Versuche, die theologischen Gegensätze zu überbrücken.
Die Ehe der lutherischen Prinzessin Elisabeth von Sachsen (1552-1590) mit dem reformiertcalvinistischen Pfalzgrafen Johann Kasimir von Pfalz-Lautern (1543-1592) sollte eine Aussöhnung der beiden konfessionellen Richtungen ermöglichen. Sie führte aber für beide Seiten – jeweils in der Hoffnung, den anderen vom eigenen Glauben überzeugen zu können – zu einem persönlichen Desaster.
Der in Montbéliard (Mömpelgard) geborene Daniel Tossanus (1541-1602) war 1573 von Kurfürst Friedrich III. (1515-1576), der der reformierten Seite anhing, zum Hofprediger berufen worden. Unter dessen lutherischem Nachfolger musste er das Land verlassen, ihm war sogar untersagt worden, die offizielle Leichenpredigt beim Begräbnis zu halten. Erst am Folgetag durfte er in der Heiliggeistkirche für Friedrichs Gedächtnis predigen. Während der Herrschaft Pfalzgraf Johann Kasimirs kehrte Tossanus jedoch wieder nach Heidelberg zurück.
In den beiden Predigten zu den Weihnachtstagen des Jahres 1587, die er dezidiert Elisabeth widmete, geht es inhaltlich um die Menschwerdung Christi und das Abendmahl, beides zentrale Themen des innerkonfessionellen Konflikts zwischen Lutheranern und Reformierten.
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Daniel Tossanus: Zwei Predigten
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 72, Heidelberg, 1587, Papier