Erste Umbauten 1953-1956
Das Gebäude erwies sich nach dem Krieg als zunehmend unzureichend für die rasch ansteigende Zahl der Benutzer und die stetig wachsenden Büchermassen. So wurden in den Jahren 1953-1956 unter Carl Wehmer durchgreifende Umbauten vorgenommen.
Den massivsten Eingriff stellt die Umgestaltung des Durm’schen Lesesaales dar: Die Nordwand wurde niedergelegt, nach vorne versetzt und eine neue im Stil der fünfziger Jahre errichtet. In dem ursprünglich über beide Stockwerke des Verwaltungstraktes reichenden Saal wurde durch Einziehen einer Zwischendecke ein neuer, großer Raum gewonnen, der neben den Katalogen und der Bibliographischen Auskunft auch die Katalogabteilung aufnahm. Der neue Lesesaal wurde nun im oberen Raum eingerichtet. Dabei wurde der reiche Bauschmuck, aber auch die farbigen Tapeten und Bemalungen vollständig vernichtet.
Auch in anderen Bereichen des Hauses wurden durch die Umbauarbeiten große Teile des realisierten Dekorationsprogramms zerstört. Hierzu gehörten die Stukkaturen in der Vorhalle des Gebäudes ebenso wie die Dekorationselemente über und neben den Treppenaufgängen oder die originalen Lampen. Als Dokumentation bleiben nur die Photos des Heidelberger Photographen Ernst Gottmann.
Motivation für diese massiven Eingriffe in die Bausubstanz war neben dem vorrangigen Ziel der Verbesserung der Nutzungs- und Arbeitsbedingungen ein nun gänzlich anders geartetes Formempfinden. Denkmal-pflegerische Aspekte wurden vernachlässigt, zumal historistische Architektur damals als nicht erhaltenswert galt.
Dies führte den Baureferenten der Universitätsbibliothek 1989 zu der Schlussfolgerung:
„Mögen auch die Verluste an ursprünglicher Bausubstanz, die mit Wehmers Umbauten verbunden waren, heute vom Standpunkt des Denkmalschutzes aus beklagt werden, so sollte dabei nicht vergessen werden, daß hier eine kaum noch arbeitsfähige und den Bedürfnissen ihrer Benutzer in keiner Weise mehr genügende Bibliothek in kurzer Zeit und bei laufendem Betrieb neu geordnet und wieder zu einem brauchbaren Instrument für die gesamte Universität gemacht wurde”.