Sanierung der Universitätsbibliothek 1979-1987
Als der neue Direktor der Universitätsbibliothek, Elmar Mittler, 1979 seinen Dienst antrat, entschied er sich gegen die Verwirklichung der schon bestehenden, eher konservativen Sanierungspläne. Er entwickelte in Zusammenarbeit mit dem Universitätsbauamt ein neues, modernes Konzept, das auf die Erfordernisse der Gegenwart eingehend die Öffnung des traditionellen „Bücherhortes” zum Ziel hatte („offene Bibliothek”). Infolge bis zum Jahr 1987 wurde die Bibliothek bei laufendem Betrieb den umfangreichsten Umbaumaßnahmen ihrer Geschichte unterzogen und nach modernen Gesichtspunkten neu strukturiert.
Das neue Konzept sah beispielsweise eine weitaus größere Umnutzung von Buchmagazinflächen im West-, Nord- und Ostflügel zu Lesebereichsflächen mit wesentlich erweiterten Präsenzbeständen, einer kompletten Zeitschriftenauslage sowie vermehrtem Leseplatzangebot vor. Für einen Teil des Bestandes sollte die Umstellung auf Freihandmagazine erfolgen. Daneben war eine Vergrößerung des Informations- und Katalogbereichs sowie der Ausstellungsflächen beabsichtigt und eine Verbesserung der Unterbringung der buchbearbeitenden und anderen Dienstabteilungen in Aussicht genommen.
Um die während des Umbaus ausgelagerten Bestände geisteswissenschaftlicher Natur wieder in Benutzernähe in der Innenstadt unterbringen zu können, plante man im Innenhof der Neuen Universität ein Tiefmagazin, das durch unterirdische Transportanlagen an die neue, automatische Kastenförderanlage angeschlossen werden sollte.
In den Jahren 1981 und 1982 konnten die ersten Sanierungsabschnitte im West- und Nordflügel abgeschlossen werden. So wurden z.B. der Nordflügel mit einem neuen Dach versehen, weitere Lesesaalbereiche eingerichtet, moderne Aufzüge, Fenster und Wasserleitungen eingebaut.
Es erfolgte auch der Anschluß an das Fernheizsystem, so daß die alte Holz-/Kohleheizung im Untergeschoß des Südflügels entfernt werden konnte.
Um im Südflügel ein Informationszentrum mit den Katalogen der Zentralbibliothek und dem Heidelberger Gesamtkatalog der Institutsbibliotheken einrichten sowie ein breites Bibliographienangebot realisieren zu können, wurden 1985 in den Räumen Galerien eingezogen, der ehemalige Heizungsraum in die Benutzung einbezogen und durch den Ausbau des Dachgeschosses zusätzliche Arbeitsräume geschaffen.
Die Innenarchitektur entfernte sich durch diese Baumaßnahmen zwar einerseits mehr und mehr vom Konzept des Jahres 1905. Andererseits konnte an vielen Stellen der ursprüngliche Zustand der Bauzeit wieder weitgehend hergestellt werden, so beispielsweise durch Maßnahmen im historischen Treppenhaus (u.a. Herstellung des alten Glasdaches über den Treppenaufgängen, Rekonstruktion der Lampen im Treppenhaus) oder durch die Restaurierung des beim Abnehmen einer Zwischendecke im heutigen Manesse-Raum wiederentdeckten, originalen Bauschmucks von 1905.
Unterstützt wurde der Modernisierungsprozeß durch die Einführung eines für Ausleihe und Katalogisierung eingesetzten EDV-Systems (HEIDI = Heidelberger Bibliotheks-Informationssystem), das durch Ankoppelung des UB-Rechners im Universitätsrechenzentrum an das universitäre Netz nun auch die Anbindung aller Institutsbibliotheken ermöglichte. Als eines der ersten funktionierenden lokalen Systeme in Deutschland schloß sich Heidelberg zudem 1986 an den regionalen Katalogisierungsverbund (Südwestdeutscher Bibliotheksverbund) an.