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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

Die Universitätsbibliothek 1957-1978 - Planungen und Umbauten

Aufgrund der immer größer werdenden Raumnot der Universität in der Altstadt entschloß sich 1956 der Große Senat, die in der Praxis schon nicht mehr bestehende räumliche Geschlossenheit der Universität auch nach außen hin aufzugeben und stimmte der Verlegung der naturwissenschaftlichen Institute und der Kliniken in das Neuenheimer Feld zu.

Um die bibliothekarische Versorgung der gesamten Universität nach ihrer räumlichen Zersplitterung weiterhin zu sichern, beantragte man den Bau einer Filialbibliothek im Neuenheimer Feld und die Norderweiterung des Gebäudes in der Altstadt, das schon lange an seine Kapazitätsgrenzen stieß. Durch ungünstige Entwicklungen, beispielsweise Probleme beim Erwerb geeigneter Baugrundstücke im angrenzenden Altstadtquartier oder die erste Nachkriegsrezession, kam es jedoch immer wieder zum Aufschub und schließlich zur Aufgabe der Erweiterungspläne. Provisorien in Form von kleineren Umbauten, die das Fassungsvermögen der Magazine wenigstens vorübergehend erweiterten und die größten Platzprobleme linderten, traten an die Stelle langfristiger Lösungen, zahlreiche konkrete Planungen verliefen im Sande. Der entscheidende Durchbruch zu einer benutzerorientierten Bibliothek, mit auf lange Sicht genügend Raum für die Aufstellung von Neuzugängen, einer ausreichenden Zahl an Lesesaalplätzen und verbesserten Arbeitsbedingungen für das Bibliothekspersonal blieb über Jahre aus.

1970 sah es sogar so aus, als würde die Universitätsbibliothek im Rahmen eines Programms zur Erneuerung der Heidelberger Altstadt ihren Nordflügel an das direkt angrenzende Triplex-Gebäude verlieren. Dem Eingreifen einiger Heidelberger Kunsthistoriker ist es zu verdanken, daß es nicht dazu kam. Zu diesem Zeitpunkt fand eine grundlegende Wende in der Einschätzung der historischen Architektur des Gebäudes statt, die zur Folge hatte, daß die Universitätsbibliothek im Mai 1971 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Trotz dieser positiven Entwicklung blieben die dringend notwendigen Umbauten weiterhin aus.

Ab der Mitte der 70er Jahre waren die zum Teil unhaltbaren Zustände aufgrund des baulichen Zustands und des Raummangels schließlich nicht mehr zu verbergen: Das Dach war an vielen Stellen undicht, so daß Regenwasser große Teile des Bestandes gefährdete. Von den zum Teil stark verwitterten Fassaden stürzten immer wieder Sandsteinbrocken auf die darunterliegende Straße oder den Gehweg. Die Neuzugänge konnten in den überfüllten Regalen nicht mehr eingestellt werden, die bibliothekarische Ordnung war unter diesen Voraussetzungen kaum mehr aufrecht zu erhalten. Aufgrund der zu hohen Belastung der Geschoßdecken drohten Teile der Magazinflügel einzustürzen, Risse in Decken und Wänden waren bereits vorhanden. Im Inneren wie Äußeren war das Gebäude reif für eine gründliche Sanierung. Dennoch bedurfte es von Seiten der Bibliotheksleitung noch einer langwierigen und aufreibenden Phase der Überzeugungsarbeit bezüglich der Dringlichkeit dieser Maßnahme, bevor im Frühjahr 1976 das Universitätsbauamt angewiesen wurde, die notwendigen Planungen durchzuführen

Die Zweigbibliothek im Neuenheimer Feld

Wegen der Verlegung der naturwissenschaftlichen Institute und der Kliniken in das Neuenheimer Feld wurde Anfang 1958 der Antrag auf den Bau einer Filialbibliothek für diese Fachbereiche im Neuenheimer Feld gestellt. Ende des Jahres, als sich die Erweiterungspläne der Bibliothek in der Altstadt zu zerschlagen schienen, dachte der damalige Bibliotheksdirektor Wehmer sogar daran, die gesamte Bibliothek nach Neuenheim zu verlegen. Dies wurde jedoch durch starke Kräfte, die den Verbleib der geisteswissenschaftlichen Literatur in der Altstadt sichern wollten, verhindert. 1960 billigte der Senat dann - zusätzlich zu den naturwissenschaftlich-medizinischen Beständen - die Verlegung der Bibliotheksverwaltung samt Erwerbung und Katalogisierung nach Neuenheim. Den Neubau, mit dem 1962 begonnen werden sollte, plante man an einem zentralen Platz im Campus. Der Baubeginn verzögerte sich jedoch immer wieder, bis er schließlich der wirtschaftlichen Rezession 1966/67 zum Opfer fiel. Bereits 1972 machte ein weiterer Konjunkturrückgang, der für sämtliche Universitäten des Landes zum Baustop führte, die gerade im Antragsstadium befindlichen Neubaupläne erneut zunichte.

Zu dem erhofften bibliotheksspezifischen Neubau kam es endgültig nicht mehr, nachdem seit 1973 alternative Planungen bezüglich einer Zweigbibliothek im Raum standen: Der Universitätsbibliothek wurden in einem für die Aufnahme von Instituten vorgesehenen Verfügungsgebäude im Neuenheimer Feld mehrere tausend Quadratmeter Fläche zum Aufbau einer naturwissenschaftlich-medizinischen Zweigbibliothek zur Verfügung gestellt. Bezüglich der bibliothekstechnischen Nutzbarkeit des Gebäudes mußten jedoch Abstriche gemacht werden, da es aufgrund seines institutsorientierten Grundrisses und der niedrigen Deckentragkraft nur wenig zur Bibliothek geeignet war. Die Magazine konnten 1977 bezogen werden, im April 1978 fand die Eröffnung statt. Nach einem kompletten Umbau 1995 stehen dort nun 200 Lese- und Arbeitsplätze zur Verfügung.

Baugeschichte: Sanierung der Universitätsbibliothek 1979-1987

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