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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek


Tanti auguri Giannozzo Manetti - Homo trilinguis und Bücherfreund

Vor 625 Jahren, am 5. Juni 1396, wurde Giannozzo Manetti in Florenz geboren. Er sollte zu einem der bedeutendsten Gelehrten und Büchersammler der italienischen Renaissance werden.

Portrait von Giannozzo Manetti, 1588, Florenz Galleria degli Uffizi

Schon in jungen Jahren befasste er sich mit dem Erlernen der drei biblischen Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch, in denen er es zu Fähigkeiten brachte, die auch für Humanisten seiner Zeit außergewöhnlich waren. Ab 1437 war er in diplomatischen Missionen für seine Heimatstadt erfolgreich tätig, wobei ihm seine herausragende Redegabe zugutekam. Seine klar republikanische Haltung brachte ihn in Konflikt mit Cosimo de Medici, der ihn 1453 oder 1454 ins Exil zwang. Er ging zunächst nach Rom zu Papst Nikolaus V., dessen Biographie er schrieb, und nach dessen Tod 1455 nach Neapel an den Hof Alfonsos V. von Aragon, wo er selbst 1459 starb.

Er hinterließ viele historisch-politische Schriften und zahlreiche Reden. Am bedeutendsten sind aber wohl seine Übersetzungen: Neben Werken des Aristoteles übertrug er fast das gesamte Neue Testament aus dem Griechischen. Seine Psalter-Übersetzung aus dem Hebräischen war die erste seit Hieronymus.

Für die Kurpfalz ist vor allem seine Bibliothek von Bedeutung: Zusammen mit italienischen und hebräischen Handschriften gelangten ca. 140 lateinische und 45 griechische Handschriften aus seinem Nachlass um 1550 an Ulrich Fugger, der sie 1567 mit seiner Büchersammlung nach Heidelberg brachte.

Ca. 20 dieser griechischen Handschriften wurden von dem gebürtigen Thessalier Johannes Scutariota geschrieben, der auch als Griechischlehrer im Haus Manettis in Florenz tätig war. Sie umfassen überwiegend antike Klassiker (Aristoteles, Plutarch etc.) und grammatische Schriften.

Die Handschriften Manettis blieben in Heidelberg, bis sie als Bestandteil der Bibliotheca Palatina 1623 während des Dreißigjährigen Kriegs nach Rom gebracht wurden, wo sie sich größtenteils noch heute befinden. Lediglich zwei Handschriften aus seiner Bibliothek sind heute wieder in der UB Heidelberg. Cod. Pal. graec. 168 und 169 kamen 1797 zusammen mit 27 weiteren griechischen und 16 lateinischen Manuskripten aus der Palatina nach Paris und kehrten 1816 von dort nach Heidelberg zurück.

Heute können alle diese Kodizes als Digitalisate rund um die Uhr und weltweit über die virtuelle Bibliotheca Palatina genutzt werden.

Vinzenz Gottlieb, Universitätsbibliothek Heidelberg

Literatur zum Thema:

  • Christoph Dröge, Gianozzo Manetti als Denker und Hebraist, Frankfurt/M. [u.a.] 1987 (Judentum und Umwelt 20)
  • Annet den Haan, The Greek library of Giannozzo Manetti (1396-1459): his collection and his Greek Studies, in: Renaissance Studies 33/2, 2019, S. 267-280
Beispiele für Handschriften aus dem Besitz Giannozzo Manettis in der Bibliotheca Palatina:
  • UB Heidelberg, Cod. Pal. graec. 169 Plutarchus, Vitae parallelae 11./12. Jh. Die Pergamenthandschrift aus der Bibliothek Manettis mit dem roten Besitzstempel der Bibliothèque nationale Paris bietet einen der ältesten erhaltenen Textzeugen für den antiken Biographen Plutarch.
  • BAV, Pal. gr. 174 Lucianus Samosatensis, Opera selecta, interdum spuria, cum scholiis Italien, 1. Hälfte 14. Jh. Besitzeintrag von Giannozzo Manetti auf Bl. 1ar
  • BAV, Pal. gr. 187 Isocrates, Orationes Italien, wahrscheinlich Florenz, Mitte 15. Jh. Die Handschríft wurde von dem Schreiber Johannes Scutariota für Giannozzo Manetti hergestellt.
  • BAV, Pal. lat. 1604 Giannozzo Manetti, Orationes und andere Texte Italien, 1456-1459 Die mit zahlreichen Weißranken-Initialen geschmückte Handschrift enthält mehrere Texte, die auf Manetti als Autor zurückgehen und wurde in seinen letzten Lebensjahren vermutlich in seinem Auftrag hergestellt.

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