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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Der "Lorscher Codex" ist online!

Heute, am 13. November 2015 feiert der Heidelberger Stadtteil Neuenheim seinen 1250. Geburtstag! Wie kommen die Historiker auf dieses Datum?

Die erste urkundliche Erwähnung Neuenheims findet sich 765 im Lorscher Codex in Zusammenhang einer Weinbergschenkung. In der deutschen Übersetzung heißt es "Also mache ich, Gumpert, im Namen unseres Herrn Jesu Christi zu meinem Seelenheil eine Vergabung. Es ist mein Wunsch, daß meine Schenkung ewigen Bestand habe. Ich schenke der Basilika des Hl. Nazarius, welche am Flusse Wisscoz [Weschnitz] errichtet ist, meinen Weinberg in pago lobdunensi [im Ladengau], und zwar im Dorfe." Weiter heißt es "Niwenheim [Heidelberg-Neuenheim]. Er grenzt auf der einen Seite an den Weinberg der Frideburg, auf der anderen an die Landstraße, auf der dritten fließt unten der Nekkarfluß vorbei."und "Geschehen in lobdenensi civitate publica [in der Landesstadt Ladenburg] am 13. November [765]." Das Jahr 765 erschließt sich aus der Datierung der Urkunde in das "14. Regierungsjahr unseres Herrn, des Königs Pippin".

Der Codex, auch Codex Laureshamensis genannt, ist eine wahre Fundgrube: Geschrieben auf Pergament im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts im Skriptorium des Klosters Lorsch, werden in den über 3.800 Urkundenabschriften mehr als 1.000 Ortschaften erstmals erwähnt. Die Originalurkunden, die zumeist anlässlich einer Schenkung an oder eines Kaufs durch das Kloster erstellt wurden, haben sich in keinem Fall erhalten. Für die historische Topographie sowie die Orts- und Heimatgeschichte ist der Codex somit ein einzigartiges Zeugnis mit kaum zu überschätzendem Quellenwert. Da die urkundlichen Erwähnungen datiert sind, können diese Daten - wie eben auch im Fall von Neuenheim - häufig zur Festlegung der jeweiligen Orts- oder Dorfjubiläen herangezogen werden.

In den letzten Monaten wurde in der UB Heidelberg der Lorscher Codex, der heute im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt wird, erstmals komplett online gestellt und eine komfortable Onlinepräsentation des Lorscher Codex erarbeitet. Sie bietet neben dem Zugriff auf das digitale Faksimile der Handschrift auch eine Vernetzung mit der lateinischen Edition sowie der deutschen Übersetzung der Urkundenregesten. Über eine Ortsliste können bequem alle Urkunden gefunden werden, die sich mit einem Ort beschäftigen, so auch für unser Neuenheim.

Darüber hinaus wurden – in Kooperation mit dem Interdisziplinären Arbeitskreis Historical GIS („HGIS-Club“) der Heidelberger Universität -  die Lorscher Besitzungen durch die Visualisierung der im "Lorscher Codex" genannten Orte auf interaktiven Karten in Raum und Zeit sichtbar gemacht.

Im Anschluss an das internationale Digitalisierungsprojekt »Bibliotheca Laureshamensis – digital. Virtuelle Klosterbibliothek Lorsch«, das als Kooperation zwischen der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen / UNESCO-Weltkulturerbestätte Kloster Lorsch und der Universitätsbibliothek Heidelberg in den Jahren 2010-2014 durchgeführt wurde, kann nun, mit dem Online-Gang  des “Lorscher Codex“ ein weiterer wichtiger Baustein zur Sichtbarmachung des Lorscher Kulturerbes hinzugefügt werden.

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