Inhalt des Textes
Der Schreiber des Briefes, der sich an einem unbekannten Ort nördlich von Kairo aufhält, ist mit dem in Misr (al-Fustat, Altkairo) wohnhaften Adressaten, der sozial über ihm steht, von früher her gut bekannt, da er sich in der Adresse als "sein Freund" bezeichnet.
Nach einer überaus höflichen Briefeinleitung (r 2-7) beteuert der Schreiber, er habe die Korrespondenz mit dem Adressaten nur deshalb abreißen lassen, weil er ihm nicht habe lästig fallen wollen und er von der überaus großen Beanspruchung des Adressaten gewusst habe (r 7f.). Jetzt teilt er ihm mit, dass er zusammen mit seinen Kindern - die Ehefrau ist vermutlich mitgemeint - nach Misr ziehen wolle, weil er an seinem jetzigen Ort mittellos sei (r 10-12). Offenbar erhoffte er sich in Altkairo bessere Lebensumstände. An der Reise habe ihn, so fährt der Schreiber fort, bisher nur gehindert, dass er an einer Thorarolle arbeite; wenn diese fertiggestellt sei, werde er abreisen (r 12 - 14).
In diesem Zusammenhang bittet der Schreiber den Adressaten - dies ist der eigentliche Zweck des Briefes -, ihm zu einer vorübergehenden Unterkunft für einen Monat zu verhelfen, bis er eine ständige Unterkunft gefunden haben werde, da er in Altkairo ohne - so ist wohl die Lücke zu ergänzen - Mittel eintreffen werde (r 14-17). Dies klingt wie eine Bitte um Vermittlung eines preisgünstigen Quartiers, könnte aber auch als verbrämte Bitte um Gastfreundschaft gemeint sein. Dass der Schreiber sich gerade an den Adressaten mit seiner Bitte wendet, begründet er mit dessen vorzüglichen Eigenschaften (r 18-20), ein Topos des Bittbriefs. Auch den Vater des Adressaten erwähnt der Schreiber; der Text ist hier zwar zum größten Teil verloren, doch geht aus dem wenigen Erhaltenen hervor, dass nach Auffassung des Schreibers schon der Vater des Adressaten ein moralisch vorzüglicher Mensch gewesen sei und der Schreiber ihm darin nachgeschlagen sei (r 20-22).
Eine Schlusseulogie und Grüße an den Adressaten und an einen Mann namens as-Sayh Abu l-Fadl as-Sarabi beschließen den Brief (r 22-24).
Bemerkungen
Recto enthält den Brieftext, Verso im oberen Bereich bei Drehung um die senkrechte Achse eine dreizeilige Adresse.
Die Grundschrift des Briefes ist arabische Schrift, doch sind auch zahlreiche Passagen in hebräischer Schrift eingestreut. Die arabische Schrift betrifft arabischen, daneben auch hebräischen Text, die hebräische Schrift hebräischen, daneben auch arabischen Text.
Im rechten unteren Viertel von Recto, Bereich von Z. 15-24, fehlt ein großes Stück, wobei das Verlorene im Bereich von Z. 17-24 etwa die rechte Hälfte des ursprünglichen Textes ausmacht. Zusätzlich ist durch etliche Löcher weitere Text verloren.
Das Format des Briefes ist ungewöhnlich groß, und der arabische und hebräische Duktus haben professionelle Qualität.