Kunstwart / Kunstwart und Kulturwart / Deutscher Wille – digital
Der Kunstwart wurde 1887 in Dresden im Kunstwart Verlag gegründet und wurde dann ab 1894 bis 1932 in München bei Georg D.W. Callwey verlegt. Er erschien zunächst zweimal monatlich, ab 1910 nur noch einmal monatlich und nannte sich erst Rundschau über alle Gebiete des Schönen, ab 1898 dann Halbmonatsschau über Dichtung, Theater, Musik, bildende und angewandte Kunst. In den Jahren 1912-1915 und 1919-1925 erschien die Zeitschrift unter dem Titel Kunstwart und Kulturwart. Für die Kriegsausgabe wurde der Titel zwischenzeitlich von Oktober 1915 bis März 1919 in Deutscher Wille geändert.
Die Herausgeber der Zeitschrift waren Ferdinand Avenarius (1887-1923), der im Jahr 1902 auch den Dürerbund gründete, Wolfgang Schumann (1924-1925) und Hermann Rinn (1931-1937). Avenarius wollte – so schrieb er in der Ankündigung zum Kunstwart, die dem 1. Heft beilag – „ein Blatt schaffen, das dem Gebildeten vom dichterischen, musikalischen, bildnerischen und sonstigen Kunstleben die Kenntnis all' dessen vermittelt, was er eben als Gebildeter kennen muss.” Seit 1898 wurden den Heften Bildreproduktionen und Noten beigelegt. Im Jahr 1913 erreichte der Kunstwart und Kulturwart mit einer Auflage von 22.000 Heften seine größte Verbreitung.
Die Themen des Kunstwarts beschränkten sich nicht auf die bildende Kunst, sondern verfolgten in erster Linie das Ziel alle kulturellen Gattungen – Literatur, Musik, Theater, bildende und angewandte Kunst – besonders auch für Laien verständlich aufzuarbeiten. Im Bereich der Kunst handelte es sich überwiegend um Beiträge zur Kunsttheorie. In der Rubrik „Rundschau” wurden vor allem in den ersten Jahren, teilweise kommentierte, Artikel aus anderen Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt. Einen wichtigen Stellenwert nahm der Presseüberblick „Zeitungsschau” ein.
An wichtigen Mitarbeiter sind für die Sparte bildende Kunst, Architektur und Kunsthandwerk der Kunstschriftsteller Albert Dresdner sowie der Maler und Architekt Paul Schultze-Naumburg zu nennen. Für die Musikkritik zuständig war u.a. der Wagnerianer Robert Batka. Im Bereich der Literaturkritik war der Vertreter der Heimatkunstbewegung und bekennender Antisemit Adolf Bartels tätig, von dem sich Ferdinand Avenarius erst 1905 trennte. Der konservative und teilweise antisemitische Patriotismus des Blattes nahm im Laufe der Jahre immer mehr zu. Der Kunstwart und seine Nachfolgeorgane sind deshalb heute vor allem aufgrund ihres großen ideologischen Einflusses von wissenschaftlichem Interesse.
Ab 1932 wurde der Kunstwart unter dem Titel Deutsche Zeitschrift: Monatshefte für eine deutsche Volkskultur weitergeführt und ging dann auf in Das innere Reich: Zeitschrift für Dichtung, Kunst und deutsches Leben.
Kunstwart (1887-1912 und 1925-1932)
Kunstwart und Kulturwart (1912-1915 und 1919-1925)
Weiterführende Literatur
- Broermann, Herbert: Der Kunstwart in seiner Eigenart, Entwicklung und Bedeutung (Diss.), München 1934
- Goßens, Peter: Der Kunstwart (Kulturzeitschrift, 1887-1932), in: Handbuch des Antisemitismus, Band 7, Literatur, Film, Theater und Kunst, hrsg. Wolfgang Benz, Berlin u.a. 2015, S. 271-273
- Heim, Franz: Der Kunstwart als Erzieher (Diss.), München 1946
- Kratzsch, Gerhard: Kunstwart und Dürerbund: ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus (Diss.), Göttingen 1969
- Koszinowski, Ingrid: Von der Poesie des Kunstwerks: zur Kunstrezeption um 1900 am Beispiel d. Malereikritik d. Zeitschrift "Kunstwart", Hildesheim [u.a.] 1985
- Kulhoff, Birgit: Bürgerliche Selbstbehauptung im Spiegel der Kunst, Bochum 1990
- Mylarch, Elisabeth: Akademiekritik und moderne Kunstbewegung in Deutschland um 1900: zum Verständnis der ideengeschichtlichen, kulturideologischen und kunstmarktpolitischen Implikationen des Kunsturteils über moderne Malerei in den Kunst- und Kulturzeitschriften Gesellschaft, Kunstwart und Freie Bühne, Frankfurt am Main [u.a.] 1994
- Schoeps, Julius H. [Hrsg.]: Deutsch-jüdischer Parnaß, Rekonstruktion einer Debatte, Berlin / Wien 2002