Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann – digital
Zwischen 1866-1944 erschien die Zeitschrift Das Buch für alle mit wechselnden Untertiteln und Herausgebern weitgehend wöchentlich zunächst im Verlag Herrmann Schönlein in Stuttgart, dann ab 1889 bei Schönlein’s Nachfolge und ab 1890 bei der Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 1935 kam es erneut zu einem Verlagswechsel und bei W. Vobach in Leipzig erschien Das Buch für alle zunächst bis 1942 halbmonatlich, dann bis zur kriegsbedingten Einstellung 1944 nur noch unregelmäßig.
Das Familienblatt wurde vom Verlagsleiter Herrmann Schönlein gegründet und zunächst auch von ihm selbst betreut und redigiert. Der Programmschwerpunkt des Verlags lag auf illustrierten Zeitschriften, die sich an ein eher einfaches, kleinbürgerliches Publikum und die wachsende Mittelschicht wandten und diesen möglichst anspruchsvolle Unterhaltung bieten wollten. Gerade dort sah Schönlein Bedarf und wollte eine Versorgungslücke schließen. In Konzeption und im Erscheinungsbild orientierte er sich am beliebten Stuttgarter Konkurrenzblatt Über Land und Meer, doch war seine Zeitschrift mit einem monatlichen Preis von 3 Silbergroschen (umgerechnet ca. 30 Pfennigen) im Kolportage-Buchhandel wesentlich erschwinglicher. Das Buch für alle war Schönleins größter Markterfolg und dank des kleinen Preises erreichte er genau die gewünschte, im Untertitel benannte, breite Zielgruppe, „Jedermann“. Gleich in den ersten Monaten brachte es die Zeitschrift auf eine Auflage von 50.000, ein nie dagewesener Rekord. Für das Jahr 1882 konnte eine Auflage von 109.000 Exemplaren verzeichnet werden. Der jährliche Seitenumfang lag in den Anfangsjahren zwischen 360 und 388 Seiten und wuchs ab 1871, aufgrund des wöchentlichen Erscheinens, auf 600 bis 712 Seiten an.
Im Vordergrund stand „gediegene Unterhaltung [….] in reichem Maße.“ So wurden Kriminal- und Abenteuergeschichten, Reiseberichte, Völkerkundliches, „Erzählungen aller Art“, Lebensbeschreibungen berühmter Persönlichkeiten und Novellen publiziert. Ein weiterer Anspruch bestand in der Belehrung der Massen und deshalb wurden Kunstbetrachtungen, Weltgeschehen, Interessantes aus Industrie und Handel sowie neue Erkenntnisse aus dem Bereich der Naturwissenschaften von einem Team von Fachautoren und Schriftstellern allgemeinverständlich aufbereitet. Einer der wichtigsten Faktoren war die reiche und ansprechende Bebilderung der Textbeiträge und man konnte zahlreiche bekannte und populäre Künstler als Illustratoren gewinnen.
Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann
Weiterführende Literatur
- Barth, Dieter: Das Familienblatt – ein Phänomen der Unterhaltungspresse des 19. Jahrhunderts, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Band 15, Berlin 1975, S. 121-316
- Dietzel, Thomas / Hans-Otto Hügel: Deutsche literarische Zeitschriften 1880-1945, Ein Repertorium, Band I: I-764, A travers des Voges – Deutsch-nordisches Jahrbuch, München u.a. 1988, S. 194-195
- Estermann, Alfred: Die deutschen Literatur-Zeitschriften 1850-1880, Bibliographien, Programme, Band I A-D, München 1988, S. 410, Sp. 0367
- Roth, Karl Jürgen: Die außereuropäische Welt in deutschsprachigen Familienzeitschriften vor der Reichsgründung, St. Katharinen 1996 (Siegener Studien zur Entwicklung der materiellen Kultur 16)