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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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IV. Was muss man beim Zeichnen wissen?

Physiognomie

Unter Physiognomik versteht man die ‚Wissenschaft’, aus der äußeren Erscheinung des Menschen auf seine Charakterzüge schließen zu können. Grundannahme dabei ist, dass der vielfältige menschliche Charakter seine Entsprechung in unterschiedlichen Körpertypen hat. Gegenstand der Analyse sind in der Regel die Gesichtszüge im emotionalen Ruhezustand. Im Gegensatz dazu gibt die Mimik Auskunft über den gegenwärtigen inneren Gemütszustand des Menschen. Wie die Physiognomik, war auch sie daher insbesondere für Portraitisten interessant und wurde oft in Zeichenlehren thematisiert. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden beide Wissensgebiete Grundlage der aufkommenden Karikaturzeichnung.

Eine der einflussreichsten frühneuzeitlichen Schriften zur Physiognomie entsprang der Feder des neapolitanischen Gelehrten Giambattista Della Porta (um 1535-1615). Der Erfolg seines Traktats De humana physiognomia (1586), lässt sich nicht zuletzt an den zahlreichen Auflagen und Übersetzungen während des 17. Jahrhunderts ablesen. In der Abhandlung, die eine tiefgreifende Wirkung auf die nachfolgende kunsttheoretische Literatur zu dieser Thematik haben sollte, leitet der Autor Charaktereigenschaften von der äußerlichen Erscheinung des Menschen ab.

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