III. Wie wandern Zeichen-Vorlagen?
Die europaweite Rezeption der Scuola perfetta setzte 1616 mit der in Amsterdam gedruckten Diagraphia, sive ars delineatoria ein. Viele weitere Ableger sollten folgen. Dass alle diese Buchtitel weder die Wendung von der Scuola perfetta aufgreifen noch die Carracci nennen, dass vor allem Visscher offenbar erst bei seinem dritten Zeichenbuch erfahren hatte, dass das Monogramm „L. C.“ auf den Blättern als Luca Ciamberlano aufzulösen ist, erscheint als starkes Indiz dafür, dass der berühmte Name der Carracci erst im späteren 17. Jahrhundert zu Werbezwecken mit dieser Sammlung in Verbindung gebracht wurde. Im 18. Jahrhundert kursierte dann eine Vielzahl von Ausgaben, die sich explizit auf die Carracci beriefen und teils nur noch aus 20 bis 23 Tafeln bestanden. Die letzte Edition erschien in Rom noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts bei Luigi Fabri.
III.3.3
Scuola Perfetta per imparare a bene disegnare, Rom [zweite Hälfte 18. Jahrhundert]
Privatsammlung