III. Wie wandern Zeichen-Vorlagen?
Die zwischen 1606 und 1614 erstmals erschienene sog. Scuola perfetta gehört wohl zu den berühmtesten Zeichenbüchern der Frühen Neuzeit und wurde bis ins 19. Jahrhundert – u.a. in dem Pariser Verlag von Françoise de Poilly (1623-1693) – mehrmals nachgedruckt. Die Stiche für das Zeichenbuch lieferte Luca Ciamberlano, wobei er auch ältere Vorlagen übernahm, teils von den Carracci, teils von Michelangelo, Rosso Fiorentino oder Marcantonio Raimondi. Auch darin kommen vereinzelte Füße als Vorlagen vor. Die Bedeutung dieser fragmentierten Körper-Vorlagen für das allgemeine Bildgedächtnis in Europa erweist sich exemplarisch auch daran, dass die Fuß-Studien der Scuola perfetta auch später noch als offenbar anatomisch perfekt gezeichnete Modelle angesehen und rezipiert wurden.
III.3.2
Livre de Portraiture d’Anib. Carrache, Paris: De Poilly [vor 1693]
Privatsammlung