II. Wie lernt man zeichnen?
Schreiben und Zeichnen
Parallelen zwischen dem Schreib- und Zeichenunterricht wurden erstmals von Leon Battista Alberti (De Pictura, 1435) gezogen. Die Verwandtschaft beider Fertigkeiten zeigt sich vor allem auf didaktischer Ebene. In beiden Fällen hatte der Lernende mit dem genauen Kopieren von Vorlagen zu beginnen: Der Schreibende übte sich im Nachzeichnen von Buchstaben und Worten, der Zeichnende im präzisen Übertragen von Teilstudien des menschlichen Körpers. Das Ziel dieser Übungen bestand darin, die Hand abzurichten, ihr die nötigen feinmotorischen Bewegungsabläufe anzutrainieren und eine präzise Strichführung zu erlernen.
Mit ihrer monumentalen Encyclopédie strebten Diderot (1713-1748) und D’Alembert (1717-1783) eine Bündelung, Ordnung und Verbreitung des wissenschaftlichen, künstlerischen und handwerklichen Wissens des 18. Jahrhunderts an. Die dem Eintrag zur Zeichenkunst beigegebene Tafel verdeutlicht den gemeinsamen Ursprung von Schrift und Zeichnung aus der Linie, die in beiden Fällen mit einer Feder gesetzt werden. Der ausgestellte Band ist eine Sammlung der Tafeln aus der Encyclopédie.
II.1.1
Recueil de planches du Dictionnaire des beaux-arts, Paris: Agasse 1805
Universitätsbibliothek Heidelberg, H 36 Folio RES