IV. Die Macht der Minne
Das gegessene Herz
>Das „Herzmaere” schildert die Geschichte einer unbedingten Liebe: Aus Sehnsucht nach seiner Dame stirbt der Ritter im Heiligen Land. Zuvor hat er aber veranlasst, dass ihr sein Herz gebracht wird. Doch der eifersüchtige Ehemann der Dame fängt das Geschenk ab. Es wird der Frau als Speise vorgesetzt, die darauf an gebrochenem Herzen stirbt.
Die Liebe im „Herzmaere” zeichnet sich durch Beständigkeit aus. Sie ist absoluter Gegenseitigkeit verpflichtet, so dass der Tod des einen den des anderen erfordert. Dem Autor Konrad von Würzburg ging es um die exemplarische Darstellung einer opferbereiten, reinen Minne.
Das „Herzmaere” ist Teil einer Sammelhandschrift von hohem literarischem Wert. Sie ist die größte einheitlich angelegte Sammlung für mittelalterliche Reimpaardichtung. Mit dem Codex Manesse weist sie Gemeinsamkeiten im Schriftbild auf, die auf eine zeitgleiche Entstehung schließen lassen.
IV.5 Das gegessene Herz
Konrad von Würzburg: Herzmaere, in: Sammelhandschrift mit Reimpaardichtungen, Raum Nordwestböhmen/Oberfranken/südliches Vogtland, 1. Viertel 14. Jahrhundert
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 341, Bll. 346ra‒349rb