I. Der Codex Manesse: Entstehung und Wirkung
Klopstocks Ode auf den staufischen Mäzen
Friedrich Gottlieb Klopstock (1724‒1803) begründete die neu entstehende Nationalliteratur seiner Zeit vor dem Hintergrund einer Geschichtsvision, die Karl den Großen, Barbarossa und Kaiser Heinrich VI. auftreten lässt. Dazu inspirierte ihn ein Gedicht von Heinrich VI. aus dem Codex Manesse.
Johann Jakob Bodmer hatte 1748 in den „Proben der alten schwäbischen Poesie des dreyzehnten Jahrhunderts aus der Maneßischen Sammlung” erstmals ein Minnelied von Heinrich VI. veröffentlicht. Friedrich Gottlieb Klopstock verfasste nach der Lektüre des Liedes 1764 die Ode an Kaiser Heinrich.
Sie bildet den Auftakt einer Reihe von Werken, die Geschichte, Kultur und Mythologie des germanischen, keltischen und nordischen Altertums zum Gegenstand hatten. In der vermeintlich nationalen, ‚althochdeutschen’ Vergangenheit fand er die Projektionsfläche für einen schwärmerischen Patriotismus. Klopstock rühmt Heinrich VI., der selbst gedichtet habe, und stellt dessen kulturelle Leistung sogar über dessen politische Bedeutung.
I.9 Friedrich Gottlieb Klopstock: Oden, Reutlingen: Johann Georg Fleischhauer 1777, S. 182‒186
UB Heidelberg, G 5747 V RES