Rückblick: Die Universitätsbibliothek lädt ein zur Lektüre: Kunst im Fokus der Diebe
Spektakuläre Kunstdiebstähle
Diebe stehlen im Jahr 2004 aus dem Munch-Museum in Oslo Munchs
Werke "Der Schrei" und "Die Madonna"
Kunstdiebstahl zählt nach Angaben von Interpol neben Drogen- und Menschenhandel zu den einträglichsten kriminellen Delikten. In Österreich wird beispielsweise pro Tag durchschnittlich ein Kunstwerk gestohlen, in Deutschland sind es sieben. Einsamer Spitzenreiter im Kunstklaugeschäft ist Italien. Dort liegen in Museen, Kirchen und Klöstern mehr als 35 Mio. Kunstwerke ‒ vielfach ungezählt, ungesichert und unkatalogisiert. Ihr Diebstahl würde somit gar nicht auffallen. Pro Jahr verschwinden dort über 30.000 Objekte. Schätzungen des FBI beziffern den jährlichen Schaden, der Museen, Sammlern und Versicherungen entsteht, weltweit auf rund 8 Mrd. Dollar (2005).
Bekanntheit schützt vor Diebstahl nicht! Nach Angaben des Art-Loss-Registers in Köln werden Kunstwerke von Picasso, Miró und Chagall am häufigsten entwendet. Aktuell gelten über 100.000 Kunstwerke als vermisst, darunter 433 Werke Picassos, 262 Chagalls, 291 Mirós, 145 Rembrandts, 181 Dürers, 156 Renoirs sowie 14 Kandinskys. Manche der Beutestücke tauchen auf Kunstauktionen und bei privaten Sammlern auf. Je bekannter ein Werk ist, desto schwieriger gestaltet sich sein Verkauf. Fehlt ein sammelwütiger Auftraggeber im Hintergrund, ein „verrückter Millionär”, der vielfach allein das Produkt von Kunstmarktphantasien ist, sind Werke wie die „Mona Lisa” von Leonardo da Vinci oder die „Saliera” von Benvenuto Cellini unverkäuflich. Sie werden meist nicht geklaut, um Absatz auf dem Kunstmarkt zu finden, sondern münden in sogenannte Art-Napping. Dabei werden die Kunst-Geisel für ein exorbitantes Lösegeld den betroffenen Museen oder Versicherungen via Vermittlungsmänner angeboten. Teile des Kunstwerks, wie Goldpartikel im Fall der „Saliera” von Cellini werden als Beweis verschickt oder die Drohung, das Kunstwerk zu zerstören, ausgesprochen. Sammler und Versicherungen sind oft bereit, „Belohnungen für Hinweise zur Wiederbeschaffung” ‒ wie das Lösegeld in diesen Kreisen umschrieben wird ‒ zu bezahlen. Die Verhandlungen finden oft im Hintergrund statt, ohne dass Polizei und Öffentlichkeit darüber Kenntnis erlangen. 80 Prozent aller Kunstdiebstähle werden daher nie aufgeklärt.
Zunehmend werden Kunstdiebstähle auch vom organisierten Verbrechen verübt. Die Kunstwerke dienen als Geldanlage oder Zahlungsmittel. Es ist einfacher, einen millionenschweren Drogendeal mit einem Bild zu begleichen als mit Geld, das erst „gewaschen” werden muss. Heroin im Wert von vier Millionen britische Pfund lassen sich am leichtesten mit einem zusammengerollten Picasso erwerben.
Die Universitätsbibliothek Heidelberg mit ihrem DFG-geförderten Sondersammelgebiet Kunstgeschichte hält zahlreiche Titel zum Thema Kunstdiebstahl bereit. Aus dem reichen Bestand werden in zwei Vitrinen vor dem Eingang zur Alten Aula im Gebäude der Alten Universität Bücher mit berühmten Kunstwerken, die Opfer von Dieben wurden, gezeigt. Die Ausstellung ist zu den allgemeinen Öffnungszeiten der Alten Universität zu besichtigen.