A. Die ersten vier Jahrhunderte (1386 bis 1800) – Die Universität im 17. Jahrhundert
Christlicher Antijudaismus: Johann Andreas Eisenmengers 'Entdecktes Judentum'
Johann Andreas Eisenmenger: geboren 1654 in Mannheim, evangelisch, 1670–1680 Studiumin Heidelberg und Amsterdam, danach Archivar in der pfälzischen Kanzlei, seit 1700 ordentlicher Professor für Hebräische Sprache an der Universität Heidelberg, 1704 in Heidelberg gestorben.
Johann Andreas Eisenmenger wurde aufgrund seines Buches "Entdecktes Judenthum Oder Gründlicher und Wahrhaffter Bericht, welchergestalt die verstockten Juden die Hochheilige Drey-Einigkeit ... lästern und verunehren. ..." durch Kurfürst Johann Wilhelm (1690–1716) zum Professor für Hebräische Sprache ernannt. Die im Jahr 1700 gedruckte erste Auflage wurde auf Antrag der Frankfurter Judenschaft und Intervention der Hoffaktoren Samson Wertheimer und Samuel Oppenheimer durch Kaiser Leopold I. beschlagnahmt und erst vierzig Jahre später freigegeben. In Preußen erschien bereits 1711 ein Nachdruck.
Das Buch versammelt eine große Anzahl judenfeindlicher Stereotypen, vom Autor gegründetauf das zwanzigjährige Studium jüdischen Schrifttums. Tatsächlich fasste Eisenmenger die Traditionen der mittelalterlichen antijüdischen Lehren zusammen, die er durch zahllose Textstellen aus Predigten, der Kabbala, Gesetzeswerken, Morallehren und Philosophie sowie Zitaten aus Polemiken zu belegen versuchte. Zur Entfremdung der Juden von ihrer Religion forderte Eisenmengerdie Einschränkung ihrer Rechte sowie die Zerstörung ihrer Synagogen und Gerichte.
Sein Buch bildete das Arsenal für antijüdische Propaganda bis in das 20. Jahrhundert hinein. Eine "zeitgemäße Überarbeitung" der Schrift Eisenmengers erschien noch 1893.
Benedictide Spinoza opera quae supersunt omnia. Hrsg. von H. E. G. Paulus. Bd. 1, Jena 1802. Universitätsbibliothek Heidelberg