III. „Dies Arbeiten selbst ist etwas so beglückendes“ – das Gesamtwerk
„Wir wollen uns in unserer Verschiedenheit verstehen lernen“ – die Biographie über Eberhard Gothein
Acht Jahre nach Eberhard Gotheins Tod veröffentlichte seine Ehefrau eine Biographie über ihn. Neben dem Wunsch, dem verstorbenen Wissenschaftler ein Denkmal zu errichten, spielten auch andere Motive eine Rolle: nicht hinter Max und Marianne Weber zurückzustehen zum Beispiel, aber auch die Vergewisserung der eigenen Rolle.
Marie Luise Gotheins Biographie über ihren Ehemann gab 1931 den Ausschlag, ihr den Ehrendoktortitel der Universität Heidelberg zu verleihen. Die Publikation hatte sich jedoch schwierig gestaltet. In Briefen an den ehemaligen Assistenten ihres Mannes, Edgar Salin, schrieb Gothein von der Verlegersuche. Salin selbst war gegenüber dem Projekt skeptisch eingestellt und schlug ihr vor, das Manuskript zu versiegeln mit der Bestimmung, es erst 1950 veröffentlichen zu lassen. Seiner Ansicht nach war das Verhältnis zu Max und Alfred Weber nicht ausreichend dargestellt. Gothein hielt – zu Recht – dagegen, dass angesichts der aktuellen Verhältnisse niemand wisse, ob eine Publikation in Deutschland im Jahr 1950 überhaupt möglich sei.
Mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit veröffentlichte sie das Buch letztlich ohne Salins Hilfe. Über die Kontakte des Ehepaars Gothein zu Max und Alfred Weber schreibt sie an mehreren Stellen nur positiv.
III.6a
Marie Luise Gothein: Eberhard Gothein. Ein Lebensbild. Seinen Briefen nacherzählt, Stuttgart: Kohlhammer, 1931
UB Heidelberg, F 6793-6 RES