III. „Dies Arbeiten selbst ist etwas so beglückendes“ – das Gesamtwerk
In den 20er Jahren lernte Marie Luise Gothein Sanskrit und übersetzte indische Dramen. Ihr Lehrer, der Heidelberger Indologe Heinrich Zimmer, bedauerte jedoch, dass seine Schülerin auf ihrer Reise nicht auch Indien besuchte. Bemerkenswert sind daher die räumlichen Beschreibungen indischer Gärten, die Gothein für ihr Buch imaginierte. Sie konnte dafür auf aktuelles Bildmaterial zurückgreifen. Der Architekt und Archäologe Oscar Reuther etwa hatte von seinen Indienreisen viel Bildmaterial mitgebracht, das Gothein als Vorlage diente.
Mit der Betrachtung der Gärten der muslimischen Herrscher auf indischem Boden betrat Gothein für die deutschsprachige Forschung Neuland. In England schlug sich das Interesse an der Kultur der Kolonie in tatsächlichen Augenzeugenberichten wie denen von Constance M. Villiers-Stuart nieder. Als Frau eines britischen Militärangehörigen in Indien hatte sie die Möglichkeit, die Gärten wirklich vor Ort zu erfahren. Sie verfasste das erste Buch über die Mogulgärten in englischer Sprache.
Gothein selbst dürfte ihre fiktiven Augenzeugenberichte jedoch nicht als Täuschung verstanden haben, denn schon für die „Geschichte der Gartenkunst“ hatte sie vielfach historische Gärten, von denen nur noch Bildquellen oder historische Beschreibungen Auskunft gaben, sprachlich zum Leben erweckt.
III.4
e) Oscar Reuther: Indische Paläste und Wohnhäuser, Berlin: Preiss, 1925
UB Heidelberg, C 6747-40 Folio
f) Constance M. Villiers-Stuart: Gardens of the great Mughals, London: Black, 1913
Universität Heidelberg, Südasien-Institut, 211 arc 63/1502 rara