III. „Dies Arbeiten selbst ist etwas so beglückendes“ – das Gesamtwerk
1906 veröffentlichte Gothein im „Archiv für Religionswissenschaft“ eine Abhandlung zu „Der Gottheit lebendiges Kleid“, 1907 folgte in der gleichen Zeitschrift ein Aufsatz über „Die Todsünden“. Diese religionswissenschaftlichen Aufsätze stellen nur scheinbar eine Ausnahme innerhalb der Interessensgebiete Gotheins dar, denn die Frage nach der Verbindung von Religion und Philosophie stellt sie auch immer wieder in ihren philologischen Untersuchungen zu den englischen Romantikern. Auch mit Alfred Weber diskutierte sie über diese Themen.
Die beiden Aufsätze können auch als Manifest und als Protest gegen den Ausschluss von Frauen aus dem akademischen Diskussionszirkel ‚Eranos-Kreis‘ verstanden werden. Eberhard Gothein, Max Weber, Ernst Troeltsch und andere Heidelberger Professoren diskutierten hier religionswissenschaftliche Fragen. Auch wenn Marie Luise Gothein einerseits die geschlechtliche Abgrenzung zugunsten der Konzentration auf Inhalte statt Geselligkeit nachvollziehen konnte, agierte sie mit ihren Abhandlungen offensichtlich als externes Mitglied des Kreises.
Von der Nachwelt wurden Gotheins Aufsätze als beredte Stimme in der wissenschaftlichen Diskussion wahrgenommen.
III.3e
Marie Luise Gothein: Die Todsünden, in: Archiv für Religionswissenschaft, 10 (1907), S. 416–484
UB Heidelberg, C 1130::10.1907