II. „Hinaus in die Zukunft leben“ – von Preußen nach Heidelberg
„Die Universität, in sie mündet alles“ – Ehrenpromotion 1931
Friedrich Gundolf nahm in seiner Laudatio Marie Luise Gothein als Gewährsfrau für die Bildung als solche. Die Geehrte bedankte sich, indem sie ihre Verbundenheit mit der Universität Heidelberg betonte. Damit gab auch sie ihrer Überzeugung von der Bildung als gesellschaftlicher Gestalterin Ausdruck.
Am 21. Februar 1931, zehn Monate vor Marie Luise Gotheins Tod, verlieh ihr die Universität Heidelberg die Ehrendoktorwürde. Interessant ist die Begründung der Fakultät: Gotheins Vielseitigkeit wird gerühmt, wobei ihre Übersetzungen und vor allem die Biographie über ihren Mann, Eberhard Gothein, die kurz zuvor erschienen war, hervorgehoben werden.
83 Jahre später ist die Wahrnehmung ihrer Zeitgenossen von der tatsächlichen Rezeption von Gotheins Werken überholt worden: Die „Geschichte der Gartenkunst“ ist das Werk, welches die Zeit überdauert hat, wohingegen die Biographie über ihren Gatten nur noch historiographischen Wert besitzt.
II.9a
Promotionsurkunde für Marie Luise Gothein, Heidelberg, 21. Februar 1931
Universitätsarchiv Heidelberg, H-IV-102/153, fol. 108