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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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II. „Hinaus in die Zukunft leben“ – von Preußen nach Heidelberg

„Ich habe mich in meine Arbeit verbissen“ – Krieg und Nachkriegsjahre

Der Erste Weltkrieg forderte von Marie Luise Gothein hohen Tribut: Ihr zweitältester Sohn Wilhelm fiel in den ersten Kriegswochen, der jüngste Sohn Percy wurde verletzt. Sie versuchte, die äußere Krise durch Arbeit zu überwinden, fand jedoch lange Zeit kein Thema, das sie genügend ablenkte.

In einem der ersten Kämpfe des 1. Weltkriegs starb Wilhelm Gothein 26-jährig an einem Herzdurchschuss. Vor dem Krieg hatte er gerade eine vielversprechende Architektenlaufbahn in Köln begonnen und sich verlobt. Die Eltern waren monatelang im Unklaren darüber, was ihrem Sohn zugestoßen war.

Im Familienbesitz hat sich ein Stapel Briefe aus den ersten Kriegswochen und -monaten erhalten, die Gothein an ihren ältesten Sohn Wolfgang schrieb, der als Arzt in Ostafrika arbeitete und von dem ebenfalls zeitweise keine Nachricht kam:

„– allerdings ist von Willi seit 11 Tagen keine Nachricht [...], das ist bitter und schwer zu tragen.“ (29. August)

„Heute geht nun der erste dieser schrecklichen Kriegsmonate zu Ende – in banger Spannung warten wir auf eine Entscheidungsschlacht zwischen Oestereichern und Russen die seit vielen Tagen im Gange ist. Von Willi ist noch keine Spur einer Nachricht – manchmal ist das so hart, dass man meint es nicht ertragen zu können.“ (31. August)

„Ich würde öfter schreiben, wenn nicht die Sorge um Willi von dem jede Nachricht ausbleibt mir allen Mut nähme. Heute ist wieder die Nachricht von dem Fall von Maubeuge [...].“ (8. September)

„Mein geliebter armer Junge! Eben kommt vom Kolonialamt die Nachricht, dass du im Nyassaland gefangen wärst. Ach all unsere Gedanken waren die letzten Wochen dem Schicksal Willis zugeneigt. Nach unsäglicher Mühe, haben wir endlich herausbekommen, dass er schon am 22. August in einem Gefecht nordwestlich von Neufchateau verwundet sei und zwar an Fuss und Kniee, das Gefecht war siegreich, trotzdem heisst es, dass eine Gefangenschaft möglich sei – dies ist unsere letzte Hoffnung [...].“ (16. Oktober)

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