II. „Hinaus in die Zukunft leben“ – von Preußen nach Heidelberg
Zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere nahm Gothein noch regen Anteil an der Emanzipationsbewegung. Zu Hause in Bonn setzte sie sich aktiv für Frauenbildung ein. Sie hielt Vorträge im Oberlehrerinnenseminar in Bonn. Ihre erste Publikation über die „Londoner Literatengeselligkeit in der Zeit der Romantik“ war aus einem Vortrag entstanden, den sie in der Versammlung des Vereins für Förderung der Frauenbildung gehalten hatte.
In einem Briefentwurf warb sie bei einer unbekannten adeligen Gönnerin für den Verein und beschrieb dessen Ziele und Aktivitäten. Dieser hat sich auf der Rückseite eines Vortragsmanuskripts erhalten:
„Seit mehr als 10 Jahren besteht in Bonn der Verein zur Förderung von Frauenbildung es ist der erste Verein nicht nur in unserer Stadt sondern im Rheinlande der über die Grenzen der Wohlthätigkeit hinaus den Versuch gemacht hat, den Frauen verschiedenster Stände sowohl Anregung zur Erweiterung ihrer Bildung wie auch praktische Hülfe zur Erweiterung und Erleichterung ihrer Ausbildung zu gewähren. Der Verein hat von Anfang an diese doppelte Thätigkeit fest gehalten; er hat ohne Unterbrechung jährliche Course von wissenschaftlichen Vorträgen eingerichtet, die von den Herrn P.Docenten [Privatdozenten] der hiesigen Universität gehalten wurden. Er hat dann seine praktische Arbeit mit der Einrichtung einer Handesschule [sic] für Mädchen begonnen.“ [Seite 18v, Zeile 1ff.]
II.4
d) Marie Luise Gothein: Londoner Literatengeselligkeit in der Zeit der Romantik, Vortrag, gehalten in der Versammlung des Vereins für Förderung der Frauenbildung, Bonn: Georgi [ca. 1890]
Humboldt-Universität zu Berlin, Zweigbibliothek Theologie, Kaps. S.-A.-21
e) Marie Luise Gothein: Vortragsmanuskript „Richard III“, undatiert (vier Seiten auf Makulaturpapier geschrieben: eigenhändiger Briefentwurf (durchgestrichen) im Namen des Bonner Vereins zur Förderung der Frauenbildung)
UB Heidelberg, Heid. Hs. 3492,24