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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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II. „Hinaus in die Zukunft leben“ – von Preußen nach Heidelberg

Von der Spaziergängerin zur Wanderin – Prägung durch Eberhard Gothein

Der 10 Jahre ältere Privatdozent Eberhard Gothein übernahm für seine Verlobte lange Zeit die Lehrerrolle. Eifrig bemühte sich Marie Schröter ihrem Bräutigam auf seinen Wanderungen und in seinen Gedankengängen zu folgen. Einige Jahre nach der Hochzeit war er es dann, der seine Frau im Geiste auf ihren englischen Studienreisen begleitete.

Im Sommer 1884 arbeitete Marie Schröter als Hauslehrerin im niederschlesischen Kurort Langenau, heute Długopole-Zdrój in Polen. Ihrem Verlobten, Eberhard Gothein, der im Archiv in Karlsruhe forschte, schrieb sie von sittsamen Spaziergängen mit der Familie:

„Das Wetter [steht auf der Vorseite] war heute den ganzen Tag trübe, trotzdem haben wir am Nachmittage einen hübschen Spaziergang gemacht, nach einem Aussichtspunkt auf einem waldigen Berge, die Waldkanzel gemacht, wo man zu Füßen das ganze Bad übersah und in der Ferne die [unleserlich] Berge, die allerdings heute nebelverschleiert waren.“ [linkes Blatt, Zeile 1ff.]

Während sie sich mit der bürgerlichen Tradition des Spaziergangs begnügte und die Berge von ferne sah, berichtete Eberhard Gothein wiederholt von seinen Wanderungen im Gebirge:

„5 tiefe Gründe umgeben den Feldberg und er selber thront kahl und noch mit Schnee bedeckt inmitten eines ganzen Gefolges von andern Kuppen. Schon das ist herrlich, aber er ist doch nur der Fußschemel für die Alpenkette darüber. Schön und ganz eigenartig ist auch der Blick ins Rheinthal. […] Es ist ein schön Stück Welt, das man dort überblickt und eines von dem die Geschichte etwas erzählen kann. Wenn ich mir dabei die Gegenden aufsuchte, die ich schon bearbeitet habe, da kam es mir vor wie mit den Bergen, die ich sonst von Unten und jetzt von Oben sah, die verschwanden beinahe, und ich zog mir die Nutzanwendung, daß man auch manchmal seine Arbeit so wie die Gegend von der Höhe ansehen müsse.“ [Seite 50v, Zeile 1ff.] und [Seite 137ar, Zeile 4ff.]

Der Kulturhistoriker näherte sich seinen Forschungsgegenständen anhand zweier Methoden: Archivarbeit und Wanderung. Letztere sollte ihm dazu dienen, in Gesprächen mit der unverbildeten Landbevölkerung Aufschluss über deren Lebens- und Arbeitsweise zu erhalten. Während der Verlobungszeit arbeitete er so an seiner „Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwalds“.

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