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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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II. „Hinaus in die Zukunft leben“ – von Preußen nach Heidelberg

Gothein spricht von „tiefer Heimatliebe“ zu ihrem ostpreußischen Geburtsland, die sie im Sommer 1920 auch dazu brachte, an der Volksabstimmung über den Verbleib Ostpreußens im Deutschen Reich teilzunehmen. Zehn Jahre später reiste sie noch einmal in das durch den Polnischen Korridor abgetrennte Land – eine Folge des Ersten Weltkriegs. In einem Vortragsmanuskript sind die Eindrücke dieser Reise festgehalten. Darin bezieht sie klar Stellung gegen die polnischen Gebietsansprüche und berichtet von Repressalien gegen die deutschen Anrainer. Es ist ein atmosphärischer Bildervortrag und entspricht der politischen Stimmung der Zeit.

Trotz der Verbundenheit mit ihrer Heimat wird aus einem Brief von 1920 deutlich, welche Wendung ihre Heirat bedeutete und welche Möglichkeiten sich durch ihren Wegzug eröffneten:

„Immerhin haben wir Stunden an den Seeen zugebracht, badend im Wasser umherpaddelnd [...]. Es ist sehr merkwürdig wie sehr auch hier [...] solche Ausflüge einen starken provinziellen Stempel haben. Im Einzelnen wüsste ich kaum zu sagen, worin das eigentlich lag, vielleicht nur in der Kindheitserinnerung an solche Picknicks am See mit Kaffekochen etc. Auf die Dauer wird mir dieser völlige Mangel aller geistigen Anregung [d]iese Unmöglichkeit mich über irgend etwas zu unterhalten, was dem Leben für uns Wert gibt, schwer erträglich; sodaß ich mich nach meiner Lebensluft sehne.“ [Seite 572v, Zeile 10ff.]

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