Vitrinenausstellung „Chapakhana – neue Technik, neue Märkte, neues Publikum. Eine kurze Geschichte des Buchdrucks in Nordindien, 1800–1930“
Vitrinenausstellung im EG der Universitätsbibliothek
16. Oktober 2019 bis Mitte September 2020
- (Kartenausschnitt: Mapwire, CC BY 4.0)
In insgesamt vier Vitrinen im Eingangsbereich der UB präsentiert die CATS Bibliothek mit Exponaten aus ihrem Bestand und dem Bestand der UB Heidelberg eine kurze Geschichte des Buchdrucks in Nordindien (1800-1930). Die Ausstellung kann vom 16. Oktober 2019 bis 30. Juni 2020 während der Öffnungszeiten der UB besichtigt werden.
Die Geschichte des Buchdrucks auf dem indischen Subkontinent lässt sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen, als in der Himalaya-Region bereits Bücher im Blockdruckverfahren hergestellt wurden. Die erste Druckerpresse mit beweglichen Lettern haben jesuitische Missionare 1556 in Goa eingerichtet. In den nachfolgenden Jahrhunderten erwiesen sich vor allem Missionare als Pioniere des Buchdrucks, indem sie die neue Technik zur Verbreitung der christlichen Botschaft nutzten. Geografisch blieb der Buchdruck zunächst auf die Küstenregionen und Südindien beschränkt. Im späten 18. Jahrhundert gelangte der Buchdruck auch nach Ostindien. Die Handels- und Verwaltungsmetropole Kolkata entwickelte sich dabei rasch zu einem Zentrum der Buchproduktion. Zur Verbreitung trugen vor allem der wachsende Bedarf an Lehrmaterial für die Ausbildung der Beamten des sich herausbildenden Kolonialstaates bei, ebenso wie die Aktivitäten von Missionaren, die Drucktypen für indische Regionalsprachen anfertigten und Schriftarten standardisierten.
Waren in den Anfangsjahren Druckerpressen mit indischen Eigentümern eine Seltenheit, so markierte das Aufkommen der Lithografie in den 1820er Jahren einen Wendepunkt. Die Lithografie entwickelte sich zur bevorzugten Drucktechnik und beförderte vor allem den Buchdruck in den Regionalsprachen. Die Anschaffungskosten für diese Drucktechnik waren gering, was zu zahlreichen Neugründungen von Druckereien durch indische (Klein-)Unternehmer führte. So waren z. B. für Lucknow ca. 120 und für Varanasi ca. 30 Druckereien nachgewiesen. Es entstanden neue Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten für Schreiber und Kalligraphen. Parallel dazu entwickelte sich eine einheimische Papierindustrie und trug zum Boom der Buchproduktion bei.
Technische Innovation in Kombination mit der Herausbildung eines neuen Lesepublikums sorgten ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts für eine Kommerzialisierung des Buchdrucks. Die Druckauflagen stiegen, viele Titel erschienen in mehreren Auflagen, neue Genres in der Unterhaltungsliteratur entstanden wie z. B. Romane und Erbauungsliteratur. Der Buchdruck war zu einer starken kulturellen, aber auch politischen Kraft geworden.
Konzeption, Gestaltung und Begleittexte
Nicole Merkel-Hilf
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Elizaveta Ilves
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Dorothee Becker
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CATS Bibliothek / Abt. Südasien
Voßstrasse 2, Gebäude 4110
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