BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter
Belehrung mit Holzschnitten von Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff
„Der Schatzbehalter oder Schrein der wahren Reichtümer des Heils und ewiger Seligkeit“ ist ein Erbauungsbuch, das auf Verbindung von Text und Bild ausgelegt ist. 96 ganzseitige Holzschnitte, im Text „Figuren“ genannt, illustrieren nicht nur das Werk, sie fungieren auch als konkretes Hilfsmittel in der Vermittlung und Verinnerlichung der Glaubensinhalte.
Dem Autor, ein Frankziskanerprediger namens Stephan Fridolin (um 1430–1498), geht es um die Betrachtung der Leiden Christi. Diese solle dem Gläubigen den Weg zum Glaubensverständnis und zur Erlangung des Seelenheils ermöglichen. Das Werk ist in drei Bücher unterteilt. Der eigentliche „Schatzbehalter“ erstreckt sich im zweiten Buch über einhundert Kapitel. Fridolins didaktische Konzeption schlägt sich in einem klar strukturierten, von Kapitel zu Kapitel reproduzierten Textaufbau nieder, in dem die einzelnen Bestandteile leicht auffindbar sind und teils klar benannt und fortlaufend gezählt werden: „Figur“, „Gegenwurf“ und „Artikel“.
Der „Schatzbehalter“ versteht sich als Handbuch für Laien. Den bildlichen Darstellungen schenkte der Autor besondere Aufmerksamkeit. Bei der „Hochzeit von Kanaa“ bemängelt er: „in der selben figur solt man gemacht haben den herren an dem tisch sitzend [...]. Doch was nit in der figur steht“.
Aufgrund von stilistischen Ähnlichkeiten mit den Holzschnitten der Schedelschen Weltchronik werden auch die Holzschnitte des »Schatzbehalters« Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff zugeschrieben und damit einem hochkarätiges Künstlerteam, das es vermochte, seinen Holzschnitten durch differenzierte Linienführung und Schraffuren malerische Qualität zu verliehen.
II.35
Stephan Fridolin: Schatzbehalter, Nürnberg: Anton Koberger, 8. November 1491 (GW 10329)
Papier, 354 Bll., 96 Holzschnitte von Michael Wolgemut und Wilhelm Pleydenwurff
UB Heidelberg, Q 8506-4 qt. INC, Bl. 61a