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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Der leichtgläubige Zimmermann

Gute Ratschläge in allen Lebenslagen

Das „Buch der Beispiele der alten Weisen“ ist eine Sammlung von Fabeln und kurzen Erzählungen indischen Ursprungs, die Antonius von Pforr († 1483) aus dem Lateinischen ins Deutsche übertragen hatte. Die „alten Weisen“ geben unterhaltsame Beispiele dafür, wie man sich klug und korrekt verhalten soll.

Die Sammlung ist auch unter dem Namen ihres ursprünglichen Verfassers „Bidpai“ (wohl aus dem Sanskrit: „der Weise“) bekannt. Johannes von Capua (um 1250-um 1310) übersetzte die Geschichtensammlung zwischen 1263 und 1278 unter dem Titel „Liber Kalilae et Dimnae, Directorium vitae humanae“ in die lateinische Sprache.

Die Vielzahl von Druckausgaben trug zur weiten Verbreitung im ausgehenden 15. Jahrhundert bei. Weniger als ein Jahr nach der dritten Ulmer Ausgabe von Lienhard Holl brachte Dinckmuth am gleichen Ort einen eigenen Druck heraus. Dieser enthält 125 ganzseitige Holzschnitte zu den Erzählungen und ein Titelbild. Die Druckstöcke wurden denen von Holl nachgeschnitten, durch geringfügige Vereinfachungen graphisch etwas gestrafft und das Format verändert. Die Protagonisten der Handlung stehen klar im Vordergrund, möglichst wenig soll von ihnen ablenken.

Der Holzschnitt der aufgeschlagenen Seite illustriert die Geschichte vom Zimmermann und seiner Frau. Sie steht im fünften Kapitel, in dem es um Vertrauen geht. Obwohl der Zimmermann seine Frau bei einem Seitensprung ertappt hat, glaubt er dennoch, was sie listigerweise so zu ihrem Liebhaber sagt, dass der unterm Bett verborgene Mann es hören muss: Dass ihr Ehemann ihr doch das Allerliebste auf der Welt sei. Der Mann glaubt, was er glauben möchte, wartet bis der Liebhaber weg ist und weckt seine Frau dann zärtlich auf. Die Lehre aus der Geschichte ist, dass man nicht den Worten glauben soll, sondern dem, was man mit eigenen Augen gesehen hat.


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