Es steht in den Sternen oder im arabischen ABC
Es steht in den Sternen oder im arabischen ABC
Parzival wandelt sich im Laufe der Erzählung vom tumben Jüngling zum versierten Ritter und schließlich zum neuen Hüter des Grals. Das Wissen über den Gral, dessen Name und Herkunft, vermittelt im Epos eine arabischsprachige Textquelle.
Wolfram von Eschenbach beruft sich in seinem „Parzival“, den er zu Anfang des 13. Jahrhunderts verfasst hat, auf den Autor seiner französischen Vorlage, den er Kyot nennt. Dieser habe in Toledo einen arabischsprachigen Text eines heidnischen Astronomen namens Flegetanis entdeckt. Um diesen zu entziffern, habe er erst das arabische Alphabet erlernen müssen, was ihm nur dank seines christlichen Glaubens gelungen sei.
Dabei bezeugt die Passage ganz beiläufig ein Beispiel des Kultur- und Wissenstransfers vom Orient zum Occident. Über die Abstammung der erwähnten Personen werden zudem das Judentum, der Islam und das Christentum miteinander verknüpft. Deutlich wird aber auch die Überzeugung, nach der das mit jener Schrift vermittelte Wissen, erst durch die „christliche Anwendung“ wirksam wird. Nur auf diese Weise wird das Gralswissen eröffnet und der Gral wird den Christen zur Aufbewahrung übergeben.
Transkription der Textstelle (PDF)
Wolfram von Eschenbach: Parzival
Ostfranken (Bamberg ? ), 2. Viertel 14. Jh.
Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 364, Bl. 61r