Rückblick: Himmlisches in Büchern. Astronomische Schriften und Instrumente aus sechs Jahrhunderten
http://astronomie2009.uni-hd.de
Eine Ausstellung der Universitätsbibliothek Heidelberg und des Zentrums für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH) zum Internationalen Jahr der Astronomie (IYA) 2009.
Ausstellung in der Universitätsbibliothek Heidelberg
vom 13. November 2009 bis 13. September 2010
geöffnet täglich 10-18 Uhr außer an Feiertagen.
Galileo Galilei hat im Jahre 1609 erstmals ein Fernrohr gen Himmel gerichtet und mit seinen Entdeckungen eine neue Epoche astronomischer Forschung initiiert. Die Vereinten Nationen haben dies 400 Jahre später zum Anlass genommen, das Jahr 2009 zum „Internationalen Jahr der Astronomie“ auszurufen, um damit die kulturhistorische Bedeutung dieser Wissenschaft zu würdigen. Die Ausstellung präsentiert in fünf Sektionen Instrumente und Schriften der Astronomiegeschichte.
Astronomie und Kultur – Der Kalender im Abendland Die Kenntnis über die Bewegungen von Sonne, Mond und Sternen im jahreszeitlichen Rhythmus war schon im Altertum für den Alltag, etwa in der Landwirtschaft oder in der Seefahrt, bedeutend. Das Erstellen von Kalendern wurde zu einer wichtigen Aufgabe der Astronomen. Julius Cäsar führte einen verbindlichen Kalender ein, den Papst Gregor XIII. im 16. Jahrhundert verbessern ließ. Dieser Gregorianische Kalender wurde in den folgenden 350 Jahren nach und nach von der westlichen Welt übernommen und wird bis heute weltweit benutzt. Zur Orientierung über den Lauf der Sterne waren zunächst Astrolabien hilfreich, zum Erstellen von Kalendern wurden später Tabellenwerke, Logarithmen und mechanische Rechenmaschinen verwendet.
Abbildungen des Himmels Das Anfertigen von Himmelskarten und Sternkatalogen war seit Alters her Teil der Arbeit der Astronomen. Gezeigt werden handgezeichnete Sternkonstellationen in Himmelsatlanten, systematische photographische Kartierungen des Himmels mit Teleskopen und moderne digitale Aufnahmen, die mit Großteleskopen oder Satelliten aufgenommen wurden und heute noch immer neue spektakuläre Bildwelten des Universums liefern. Die Anzahl der in den Katalogen erfassten Sterne stieg stetig. Moderne Teleskope mit photoelektrischen Detektoren registrieren heute Milliarden von Objekten. Diese werden zur Analyse im Computer erfasst und mit Großrechnern analysiert.
Schlaglichter der Astronomiegeschichte Mithilfe technologischer Neuerungen konnte die Position der Erde im Weltall immer besser bestimmt werden. Beispiele aus sechs Jahrhunderten illustrieren den Fortschritt der astronomischen Erkenntnis vor dem Hintergrund der jeweiligen Methoden der Astronomie, Astrophysik und Kosmologie. Dabei zeigt sich die Geschichte der Astronomie auch als eine Geschichte der Vorstellung von der Größe der Welt: Heute wissen wir, dass die Erde Teil eines Sonnensystems im äußeren Bereich der Milchstraße ist, die wiederum nur eine von etwa 100 Milliarden Galaxien im Universum ist. Der Kosmos, der zum größten Teil aus einer unbekannten Art sogenannter Dunkler Materie besteht dehnt sich aus. Diese Expansion wird durch einen unbekannten Mechanismus – Dunkle Energie genannt – mit der Zeit sogar immer schneller.
Astronomie in Heidelberg Heidelberg ist schon seit vielen Jahrhunderten Standort aktiver astronomischer Forschung. Diese Tradition wird heute fortgesetzt mit dem Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg (ZAH), in dem Landessternwarte Königstuhl (LSW), Astronomisches Rechen-Institut (ARI) und das Heidelberger Institut für Theoretische Astrophysik (ITA) zusammengeschlossen sind, dem Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) und dem Max-Planck-Institut für Kernphysik (MPIK) sowie der Etablierung einer starken Astronomie-Abteilung innerhalb des von der Klaus Tschira Stiftung (KTS) neu gegründeten Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS). Die Reihe namhafter Astronomen der Vergangenheit wird von Jakob Christmann angeführt, der im späten 16. Jahrhundert wesentliche Verbesserungen bei Positionsmessungen von Sternen eingeführt hat. Im 18. Jahrhundert folgte Christian Mayer, der maßgeblich am Bau der Sternwarte in Mannheim beteiligt war, aus der wiederum die 1896 auf dem Königstuhl gegründete großherzogliche Sternwarte hervorging. Diese entwickelte sich unter Max Wolf zu einem der führenden europäischen Observatorien.
Himmelskörper : von Ansichten zu Einsichten Inwieweit astronomische Forschung und Erkenntnis von den jeweiligen Beobachtungs- und Abbildungsmöglichkeiten abhängt und damit von den technischen Entwicklungen belegen beispielhaft Galileo Galileis Zeichnungen der Mondoberfläche. Darstellungen, Skizzen, Photographien vom Himmel und von Himmelskörpern werden im Kontext der daraus gewonnenen Erkenntnisse vorgestellt. Im Fokus stehen dabei jene Himmelskörper, die von jeher die Menschen interessieren, da sie mit bloßem Auge sichtbar sind: der Erdtrabant Mond, die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sowie sporadisch auftauchende Kometen.
Einige der in der Ausstellung gezeigten Bände werden vollständig digitalisiert und online auf der Website der Universitätsbibliothek Heidelberg bereitgestellt:
I.1 Volkskalender: Kosmologie
Komputistisch-astrologische Sammelhandschrift, Südwestdeutschland (?),
1. Viertel 15. Jh. (enthält die Neumonddaten für den Zeitraum 1406-1424). Papier, 81 Bl.
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 691
I.2 Volkskalender: Sonntagsbuchstabe und Goldene Zahl
Sammlung von Rezepten sowie astronomischer und medizinischer Traktate,
Elsass, 1456-1469. Papier, 281 Bl.
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 226
I.3 Volkskalender: Kalenderblatt zum Monat Januar
‚Iatromathematisches Hausbuch’,
Nördliches Bodenseegebiet (?), 1468. Papier, 97 Bl.
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 557
I.5 Heidelberger Schicksalsbuch
Regensburg, 1491. Pergament, 275 Bl. Zahlreiche Deckfarbenminiaturen, überwiegend mit Blattgold
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832
I.6 Volkskalender: Mondlauf durch den Tierkreis
Kalender,
Diözese Straßburg, um 1496. Pergament, 20 Bl.
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 15
I.7 Bauernkalender für das Jahr 1747
Neuer Bauren-Calender, Aufs Gemein-Jahr Jesu Christi M.DCCXXXXVII,
Augsburg: Labhart, 1746
UB Heidelberg, L 2512-20 RES
II.2 Johann Bayer
Uranometria: Omnium Asterismorum Continens Schemata, Nova Methodo Delineata, Aereis Laminis Expressa,
Ulm: Johannes Görlin, 1648
UB Heidelberg, 83 K 84 RES
II.4 Andreas Cellarius
Harmonia Macrocosmica seu Atlas Universalis Et Novus,
Amsterdam: Johannes Janssonius 1661
UB Heidelberg, A 776 A Gross RES
III.1 Allegorie der Astronomie
Heinrich von Mügeln: Der Meide Kranz,
Bayern, 1407 Pergament, 18,1 x 13,5 cm, 14 kolorierte Federzeichnungen
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 14
III.4 Petrus Apian
Astronomicum Caesareum, Papier, 32,1 x 22,2 cm,
Heidelberg, 16. Jahrhundert
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 2
V.10a „Der Komet kommt!“
Kladderadatsch. Humoristisch-satirisches Wochenblatt, Bd.63, Heft 14, 1910
UB Heidelberg, G 5442-3 Folio
Katalog zur Ausstellung
Himmlisches in Büchern. Astronomische Schriften und Instrumente aus sechs Jahrhunderten
hrsg. von Maria Effinger und Joachim Wambsganß mit Beiträgen von Immo Appenzeller, Reinhold Bien, Herbert Hefele, Margit Krenn, Robert W. Schmidt und Karin Zimmermann
Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2009
(Schriften der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 10)
ISBN 978-3-8253-5681-1 , € 16,00
Übersicht über diese und weitere Publikationen
Kontakt
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Dr. Maria Effinger
Tel. 06221-54-3561
Prof. Dr. Joachim Wambsganß
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