II. Martin Dibelius (1883-1947)
„Das Verfassungsflugblatt”
Neben seiner theologischen Arbeit engagierte sich Dibelius in vielfältiger Weise für die Weimarer Republik, wie zum Beispiel in Aufrufen, Reden und Aufsätzen. Gleichzeitig kämpfte er entschieden gegen die nationalsozialistischen Tendenzen in Deutschland, ganz besonders an der Ruperto Carola.
Dibelius zeigte sich aktiv im Kampf gegen die zunehmende Mehrheit der Rechten im neuen Studentenausschuss der Heidelberger Universität. Zu diesem Zweck verfasste er im Juli 1929 das vorliegende Flugblatt mit schwarz-rot-goldener Umrahmung, das er unter den Studenten verteilte. Die Schrift nimmt Bezug auf den bevorstehenden zehnjährigen Verkündigungstag der Weimarer Verfassung am 11. August 1929. Dibelius nutzte das Flugblatt, um einen Aufruf gegen den Boykott der Verfassungsfeier zu proklamieren. Zeitgleich warb er für die Verfassung der Weimarer Republik. Geschickt inszenierte der Theologieprofessor einen Artikel in der liberalen „Vossischen Zeitung”, um auf seine Aktion aufmerksam zu machen und die Studenten aufzufordern, „den zehnten Jahrestag der Schöpfung der Verfassung der Deutschen Republik in ernster und würdiger Form zu begehen.” Das Flugblatt schließt mit einem Zitat aus Gerhart Hauptmanns Drama „Florian Geyer”: „Der deutschen Zwietracht mitten ins Herz”.
Verfassungsflugblatt, Heidelberg, 25. Juli 1929
UB Heidelberg, Heid. Hs. 3814, II.F.5.