I. Die Anfänge der Universität – Facultas artium
Q 8516 Quart INC, Bl. 73a
Die sieben freien Künste
Die Darstellung der sieben freien Künste, der septem artes liberales, begegnet in unterschiedlichen Zusammenhängen. Sie diente häufig der Illustration einschlägiger Texte, die sich mit dem Studium oder dem Leben an der Universität befassen.
Die artes wurden in der Tradition des römischen Enzyklopädisten Martianus Capella (5./6. Jh.) als oft weibliche Allegorien personifiziert und häufig mit Attributen dargestellt. Zu den üblichen gehören in der gezeigten Darstellung das Rechenbrett für die Arithmetik sowie Winkel und Zirkel für die Geometrie. Die Musik wird hier durch ein (Noten)buch und einen Vogel repräsentiert, für die Astronomie steht eine Armillarsphäre, mit deren Hilfe u.a. die Bewegungen von Himmelskörpern nachvollzogen werden. Für die drei Künste des Triviums stehen das Buch (Grammatik) und der Redegestus mit dem Finger am Mund (Rhetorik). Die Logik wird ohne Attribut gezeigt.
Rodericus Sancius de Arevalo (1404-1470) war Bischof von Oviedo in Spanien, Historiker, Diplomat und Schriftsteller. In seinen Werken befasste er sich hauptsächlich mit kirchlichen und politischen Angelegenheiten. Sein populär gehaltener Text „Speculum vitae humanae” handelt u.a. von den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Berufsstände. In den Kapiteln 34 bis 40 geht es um die artes, ihr „lob vnd nutz, auch von irem mißbruch vnd schaden auch von irer süsse vnd biterkeit”.
Rodericus Sancius de Arevalo: Speculum vitae humanae, deutsch (Spiegel des menschlichen Lebens), Augsburg: Günther Zainer, um 1476
UB Heidelberg, Q 8516 Quart INC