Skip navigation
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

IV. Was muss man beim Zeichnen wissen?

Anatomie

Die Anatomie gelangte als Folge der frühneuzeitlichen Verwissenschaftlichung der bildenden Künste in den Fokus der Zeichner. Das große Interesse Leonardos und Michelangelos am Aufbau des menschlichen Organismus spricht für die generelle Popularität anatomischer Studien in Künstlerkreisen ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Fortbildung der Künstler erfolgte dabei entweder direkt am Seziertisch oder im Atelier über Sammlungen osteo- sowie myologischer Zeichnungen. Auch die frühesten gedruckten Zeichenbücher transportierten anatomisches Wissen.

Wie bereits der Titel der Raccolta erkennen lässt, lehnt der Autor Tommaso Piroli (1752-1824) sich an Vorbilder an, die seit dem 17. Jahrhundert das klassische Repertoire eines Zeichenbuchs ausmachten. Das hier wiedergegebene Blatt zeigt ein in einen Kreis eingeschriebenes Skelett, das in der Tradition Vitruvs die idealen Körperproportionen darstellt. Anders als etwa Leonardo verortet Piroli das Zentrum des sogenannten ‚homo ad circulum‘ aber nicht im Nabel, sondern im Bereich der Geschlechtsorgane des Mannes. Indem er den Kreismittelpunkt an diese Stelle setzt, betont Piroli die Dominanz männlicher Schöpferkraft.

Digitales Faksimile

zum Seitenanfang