Der heilige Reichsgründer
Der heilige Reichsgründer
Der historische Wahrheitsgehalt der Geschichte, die den „heiligen Karl“ rühmen sollte, schien dem höfischen, hochadeligen Publikum unstreitig. Vor allem sollte die Legitimität des auf die Karolinger zurückgeführten Reichsgedankens dargestellt werden. Diese Intention spiegelt sich wohl im Symbol des Adlers, das über der Zierinitiale am Textanfang erscheint.
Vermutlich hat „der Stricker“ sein 12.206 Verse umfassendes Epos zur Verehrung des Herrscherheiligen Karl des Großen zwischen 1215 und 1233 geschaffen.
Auf der ersten Seite der Handschrift Cod. Pal. germ. 395 ist zwei Mal ein Titel eingetragen, mit dem der Inhalt als „Ruolandt“ gekennzeichnet ist. Die Handschrift enthält außerdem noch zwei weitere Texte, die sich mit historischen Personen befassen: Konrads von Würzburg „Heinrich von Kempten“ thematisiert „Otte mit dem Barte“, also Otto den Großen, und Ulrichs von dem Türlin „Arabel“ ist die Vorgeschichte zu Wolframs von Eschenbach „Willehalm“ (siehe Exponat Nr. 6).
Der Stricker: Karl der Große
Südwestdeutschland, 1. Viertel 14. Jh.
Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 395, Bl. 1r