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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

III. Die Universitätsbibliothek: Digitalisierungsprojekte



Das Lorscher Evangeliar – Eine Zimelie karolingischer Buchkunst

Das „Lorscher Evangeliar” entstand vermutlich um 810 am Hof Karls des Großen und befand sich vom 9. bis ins 15. Jahrhundert in der Lorscher Bibliothek. Mit Goldtinte geschrieben und ursprünglich in Elfenbeintafeln eingebunden enthält es die vier Evangelien des Neuen Testaments. Weiterhin ist es geschmückt mit aufwändigen Kanontafeln, vielfältigen Zierrahmen, prachtvoll gestalteten Textseiten und Miniaturen, die zu den herausragendsten Werken der Hofschule Karls des Großen gehören.

Aufgeschlagen ist links die Darstellung des thronenden Christus, die dem Matthäusevangelium vorgeschaltet und als Titelbild des gesamten Evangeliars zu verstehen ist: Die Einheit der Evangelien wird in der Figur Christi symbolisiert. Er ist von einer Aureole umgeben, auf deren ornamentiertem Rahmen Engel und kreuzförmig die vier Evangelistensymbole angeordnet sind. Die Christusfigur geht vermutlich auf eine byzantinische Vorlage zurück, während die Gestaltung der Thronrücklehne karolingisch ist.

Auf der rechten Seite ist eine Initialzierseite mit dem Beginn des Matthäusevangeliums zu sehen. Die Initialen L und I sind im insularen Stil gestaltet. Beide Seiten nehmen aufeinander Bezug. Sie sind auf Purpurgrund und in doppelter Rahmung ausgeführt.

Das heute in mehrere Teile zerlegte „Lorscher Evangeliar” ist Sinnbild für die Verstreuung der ehemaligen Lorscher Bibliothek: Der erste Teil der Handschrift liegt in der Nationalbibliothek von Rumänien (Filiale Alba Iulia), der Schlussteil in der Vatikanischen Bibliothek, und die kostbaren Elfenbeintafeln sind im Besitz des Victoria & Albert Museum in London und des Museo Sacro im Vatikan.


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