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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

I. Die Anfänge der Heidelberger Universität



Stipendienstiftung als Sühneleistung

Der Rektor und die Dekane der vier Fakultäten bestätigen die Stiftung der sogenannten „Vallensia Stipendia” oder „Bacharacher Stipendien”, die an die Ermordung des Endres Sebald in Bacharach erinnern sollten, mit dessen Sühnegeld sie eingerichtet worden waren. Mit der Urkunde vom 24. Juni 1556 wurden gleichzeitig die Zuweisung der Stipendien an die Burse St. Dionysius, „genant die arm Búrsch”, und die Statuten festgelegt.

Am 7. September 1553 erstach der betrunkene Student Reinhart van Gratinga, ein niederländischer Adeliger, Endres Sebald, der „ein schlechter einfaltiger alber mensch gewesen” war. Der zunächst verhaftete und eingesperrte Täter wurde gegen eine Sühneleistung von 700 Gulden begnadigt. 100 Gulden wurden für die Einrichtung einer Armenstiftung in Bacharach verwendet. Die restlichen 600 Gulden flossen in die Gründung der beiden Stipendien, deren Zinserträge für den Unterhalt bedürftiger Studenten aus den Viertälerorten (Bacharach, Diebach, Steeg und Manubach) aufgewendet werden mussten. Die Urkunde beschreibt ausführlich die nötigen Aufnahmekriterien für die zukünftigen Stipendiaten und das Auswahlverfahren, das zunächst durch die „verwandten und freúndtschafft” des Mordopfers erfolgte; nach deren Tod sollten Bürgermeister und Rat der Stadt Bacharach die Wahl treffen. Nur in Ausnahmefällen war auch die Universität berechtigt, Stipendiaten auszusuchen. Die Beglaubigung erfolgte durch die Siegel der Aussteller: Siegel des Rektors, der theologischen, der juristischen, der medizinischen und der Artisten-Fakultät.


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