Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers – digital
„Diese früher sehr gleichgültige, langweilige und unnötige Zeitschrift trat über Nacht zu einer kleinen Gruppe der maßgebenden deutschen Kunstrevuen. Solche Überraschungen sind selten. […] Fast unglaublich ist bei einer aus bourgeoisem Milieu hervorgegangenen Zeitschrift die restlose Vorurteilslosigkeit und ungehemmte Konsequenz. Was ihre Wirkung gelegentlich abschwächen mag, ist die vielleicht zu weitgehende Neutralität, die ich in künstlerischen Dingen für ein Nonsens halte. Immerhin, so weit geht es nicht, daß das – ungewöhnlich hohe – Niveau gedrückt würde,“ schrieb ein Rezensent der Zeitschrift Der Zweemann 1919 über den Cicerone.
Der Cicerone widmete sich allen Kunstströmungen und Epochen, jedoch lag der Schwerpunkt auf älterer Kunst und deren Bedeutung für Kunstsammler und den Kunsthandel. Herausgegeben ab 1909 von Georg Biermann im Verlag Klinkhardt & Biermann in Leipzig erschien die Zeitschrift und hatte eine Vielzahl namhafter Autoren u.a. Wilhelm von Bode, Curt Glaser, Max Sauerlandt, Max Friedländer, Martin Weinberger und Emil Waldmann. Einer der leitenden Redakteure war von 1909-1912 Hermann Voss (1884-1969), der während der NS-Zeit eine zweifelhafte Karriere machte. Er war als Kurator für die Wanderausstellung Entartete Kunst verantwortlich und wurde 1943 zum „Sonderbeauftragten“ Adolf Hitlers ernannt. In dieser Funktion baute Voss Hitlers private Kunstsammlung und das Führermuseum in Linz auf.
Der Cicerone erschien bis 1930 zwei Mal monatlich und ging danach in der Zeitschrift Pantheon auf.
Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers
Weiterführende Literatur
- „Biermann, Georg“ (Lexikoneintrag), in: Böttcher, Dirk: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart, Hannover 2002
- Iselt, Kathrin: „Sonderbeauftragter des Führers.“ Der Kunsthistoriker und Museumsmann Hermann Voss (1884-1969), Köln / Weimar / Wien 2010
- Der Zweemann, Band 1, Nr. 1, November 1919, S. 23
Alle in dieser Zeitschrift enthaltenen Aufsätze sind im lokalen Online-Katalog HEIDI erfasst und können somit auch über den SWB und
arthistoricum.net recherchiert werden.